Wir bewegen uns mehr und mehr in der virtuellen Welt, hinterlassen unsere Spuren und machen somit aus vermeintlichen Nichtorten virtuelle Orte (Marc Augé, virtuell gedacht), die Teil unseres Selbstverständnisses sind. Wir binden Bilder ein, wir kommentieren, wir klicken „I like“. Wir treffen uns an virtuellen Knotenpunkten (Christoph Alexander et al., virtuell gedacht) und immer an den gleichen Kreuzungen, die wir täglich passieren: Morgens auf dem Weg zur Arbeit bei Facebook, bei der Arbeit über Skype, mit Kollegen in virtuellen Forschungsumgebungen (VRE) und auf dem Nachhauseweg wieder bei Facebook im Chat. Dabei blenden wir unsere physische Existenz jedoch nicht aus, sondern transportieren sie permanent mit uns: „Sonnige Grüße aus Zürich“ schmückt zuweilen das Ende von mir geschriebener Mails. Mein physisch-analoger geographischer Standpunkt wird hier für Lesende erfassbar und meine virtuellen Räume verknüpfen sich mit den materiellen. Syntheseleistung (Martina Löw) par exellence!

Alles uninteressant, könnte man sagen, spielt ja keine Rolle in der virtuellen Welt. Und trotzdem interessierts ganz ungemein! Wer liest den Blog, wer klickt welche Seiten an, wie sind die Leute auf die Webadresse gekommen? Als Bloggerin bin ich natürlich bestrebt, meinen Blog im Netz gut einzubinden, viele Wege einzurichten, die zu mir führen. Welche dieser Wege werden von den NutzerInnen genommen? Welche sind unbekannt? In welchen analogen materiellen geographischen Räumen sind die LeserInnen zu verorten?
WordPress bietet hier seit neuestem spannende Erkenntnisse: Eine Infografik in Form einer Weltkarte, die zeigt, woher die LeserInnen kommen. Der Auszug aus dem letzten Monat macht deutlich, dass der geographische Raum und der virtruelle Raum nicht so weit auseinanderliegen: Deutschland und die Schweiz sind die Länder, aus welchen die meisten meiner Leser kommen. Sprachräume mögen hier eine Rolle spielen, aber auch interessengeleitete Einflugschneisen der Lesenden: Wer mich kennen lernt, tut dies zumeist (noch) offline. Dieser Offline-Kontakt ist die Initialzündung für weitere Aktivitäten online. Die Grafik erzählt somit nicht nur etwas über meine Leserschaft, sondern auch viel über mich.
Warum wohl kommen LeserInnen aus USA und Australien? Vielleicht, weil ich im Juli bei der RC33 Conference in Sydney über „Space and Seniority: Analysing space perceptions and spatial requirements of the elderly“ referiere?
So bildet sich über mehrere Orte hinweg durch meine Syntheseleistung mein Raum. Und dieser Raum ist erweiterbar, wenn Ihr Euch einbringt, liebe LeserInnen! Ich bin auf Eure Kommentare gespannt!