Seit Mittwoch stehe ich, gemeinsam mit zwei KollegInnen, Tina Weber und Boris Traue, als Mittelbauvertreterin zur Wahl für das Konzil der DGS. Dass es überhaupt so weit kam, verdanke ich der Initiative „Für gute Arbeit in der Wissenschaft“, der ich mich im Oktober angeschlossen habe. Diese hat sich mit einem offenen an die DGS gewandt, mit dem Ziel, zum einen Mindeststandards guter Arbeit im Ethik-Kodex der DGS zu verankern und zum anderen Mitbestimmung in den Gremien der Fachgesellschaft zu erlangen. In den folgenden Zeilen möchte ich darlegen, warum es von besonderer Bedeutung ist, Mittelbauvertretende in das zweithöchste Gremium der DGS zu wählen und welche Position ich beziehen werde, sofern ich gewählt werde.
Langjährige KollegInnen und FreundInnen wissen, dass mir der wissenschaftliche Nachwuchs besonders am Herzen liegt. Seit Jahren bin ich aktiv in der Nachwuchsförderung, das begann 2005 mit der Organisation der Vortragsreihe “Berufe für Soziologen” an der Universität Konstanz, setzte sich fort in meinen Tätigkeiten für die Mentoring-Programme an den Universitäten Konstanz, Stuttgart und Heidelberg (Interimleitung sowie diverse Seminare und Workshops als Referentin) und spitzte sich zuletzt zu in meiner Tätigkeit an der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz als Mitglied der Mittelbau-Vereinigung (vmph) und Leiterin der Stabstelle Lehrentwicklung, in der weniger die Lehre an sich, als vielmehr die Personalentwicklung für die in der Lehre tätigen Mitarbeitenden im Zentrum stand.
Für mich war immer wichtig, Studierende und Promovierende in der Planung und Organisation ihrer Forschungs- und Studienprozesse zu unterstützen und zu begleiten. Doch was nutzen all die gut ausgebildeten AbsolventInnen, all die motivierten und engagierten Promovierenden und Postdocs, wenn die Anstellungsbedingungen an unseren Universitäten und Hochschulen (nicht nur in Deutschland und der Schweiz) bedingt durch kurze Befristungen, Kettenverträge, im Umfang nicht realisierbare Lehrverpflichtungen dazu führen, dass gute wissenschaftliche Arbeit kaum mehr möglich ist?
Schlechte Arbeitsbedingungen führen dazu, dass man entweder an Hochschulen ins Ausland oder in die Privatwirtschaft flüchtet, sich mit einem nicht angemessenen Lebensstandard abfindet oder schlichtweg die Qualität leidet.
Über schlechte Qualität in der Forschung müssen wir „dank“ all der Plagiatsaffären nicht mehr sprechen. Über schlechte Qualität in der Lehre schon! Und hier sehe ich persönlich meine Aufgabe: Zur Entwicklung einer qualitativ hochwertigen Lehrkultur in Universitäten bedarf es nicht nur hochschuldidaktischer Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrende, sondern vor allem Anreize (Motivatoren) für die Lehrenden, diese Kultur mitzutragen und die eigene Lehr-Praxis zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Das braucht Zeit und Energie und folglich entsprechende Rahmenbedingungen, allen voran angemessene Arbeitsbedingungen und eine vernünftige Bezahlung, sowie das Commitment der Scientific Community, Qualifikationen und Engagement im Bereich Lehre karrierewirksam werden zu lassen, um diesen eine grössere Relevanz für die Lehrenden zu geben.
Und somit schliesst sich für mich der Kreis, denn genau hier setzt die Initiative „Für gute Arbeit in der Wissenschaft“ an.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, falls Ihr Mitglieder der DGS seid, erwägt bitte, uns MittelbauvertreterInnen ins Konzil zu wählen, so dass dort unsere Belange auch vertreten werden!
http://www.soziologie.de/de/aktuell/dgs-wahl-20142015/wahl-haelfte-des-konzils.html
Inzwischen stehen die Ergebnisse fest: http://www.soziologie.de/uploads/media/Protokoll_der_DGS-Wahlen_2015.pdf
Leider konnte niemand von uns drei MIttelbauvertreterInnen genug Stimmen auf sich vereinen. Aber ich bin nicht ganz unzufrieden, von allen gültigen Wahlzetteln tragen 18,5% ein Kreuzchen hinter meinem Namen. Allen, die für mich gestimmt haben und somit gezeigt haben, dass unser Anliegen auch ihnen wichtig ist, sei an dieser Stelle gedankt!