Am 29. Mai 2012 hielt ich im Rahmen der Vortragsreihe „Hochschuldidaktik über Mittag“ an der Universität Konstanz einen Vortrag zu „Lehrend Forschen – Forschend Lernen. Praxisbericht des Lehrforschungsprojektes ‚Raum-Expedition: Konstanz’“. Lessons Learned aus der Dozierenden-Perspektive waren Thema dieses Vortrages, konnten jedoch auf Grund der gegebenen Kürze nicht ausführlich behandelt werden. Auf Seiten von KollegInnen besteht hier ein großes Interesse, wie ich aus der Evaluation und über die Diskussion im Anschluss an den Vortrag erfahren habe. Deshalb werde ich im Folgenden meine eigene Lernkurve der letzten zwei Jahre transparent machen.
Der Vortrag lässt sich als Zusammenführung verschiedener Bereiche meiner hochschuldidaktischen Entwicklung aus den letzten zwei Jahren betrachten. Am Beispiel des raumwissenschaftlichen Lehrforschungsprojektes „Raum-Expedition: Konstanz“ wurde aufgezeigt, wie diese Form der Lehrveranstaltung gelingen kann und wie beide Seiten, Lehrende wie Studierende, davon profitieren. Darüber hinaus bindet der Vortrag Erkenntnisse aus der Teilnahme an Kursen der Hochschuldidaktik und Ergebnisse meiner Modul 3-Arbeit (das sogenannte „Produkt für die Lehre“) für das Baden-Württemberg Zertifikat für Hochschuldidaktik ein, deren Grundlage ebenfalls das Lehrforschungsprojekt „Raum-Expedition: Konstanz“ ist.
Ein Lehrforschungsprojekt lohnt sich für alle Beteiligten. Ganz besonders wichtig sind jedoch ein gutes didaktisches Konzept und eine „Toolbox“ für die Lehrgestaltung mit Instrumenten, Checklisten, Arbeitsanleitungen für die Studierenden. Auf diesen Aspekt möchte ich hier näher eingehen.
Von zentraler Bedeutung ist es, auf die Herausforderungen, mit welchen sich die Studierenden im Rahmen eines Lehrforschungsprojektes konfrontiert sehen, zu reagieren.
- Lernziele frühzeitig an Studierende kommunizieren: Neben den inhaltlichen Lernzielen sollte deutlich kommuniziert werden, was in welchem Umfang und in welcher Form bis zu welchem Abgabetermin gefordert ist. Dies sollte auch Eingang in den Seminarplan finden. Die Frage, wie viel Zeit für die einzelnen Arbeitsschritte eingesetzt werden soll und wie sich die ECTS auf diese Arbeitsschritte verteilen, sollte ebenfalls transparent gemacht werden.
- Anleitung zum Projektablauf: Hier setzen der Lehrbuchaufsatz (das „Produkt für die Lehre“) und das in diesem Zusammenhang entwickelte Tool „Dynamisches Konzept empirischer qualitativer Forschungsprozesse“ an, welche Anna Lipphardt und ich entwickelt haben, um Studierenden früh eine Orientierung im Projektprozess geben zu können.[1]
- Toolbox für die einzelnen Phasen im Forschungsprozess: Grundsätzlich sollte ein Learning Management System (LMS) eingesetzt werden, in meinem Fall war dies Ilias. Darüber hinaus sollten Tools für einzelne Arbeitsbereiche genutzt werden. Der Nutzen eines LMS wird auch von den Studierenden bestätigt: „Ein regelmäßiger Austausch ist dabei sehr bedeutend. Die Internetplattform ‚Ilias‘ und der E-Mail-Versand waren schließlich unsere Kommunikationsmittel in der Gruppe. Da dort jeder in das ‚Ilias-Forum‘ Fragen und Teilergebnisse reingestellt hatte, war jeder informiert und wusste über den aktuellen Stand Bescheid. Durch den einheitlichen Austausch war es mir möglich einen Überblick zu bewahren und mich am Austausch effektiv zu beteiligen.“ (Zitat aus einem Reflexionsbericht der Studierenden aus „Raum-Expedition: Konstanz“). E-Learning spielt in Lehrforschungsprojekten eine zentrale Rolle für das selbstgesteuerte Lernen der Studierenden in ihren Projektteams. Studierende lernen in Lehrforschungsprojekten Methoden und Arbeitskanäle kennen, die sie im weiteren Studium und in späteren Berufstätigkeiten einsetzen können (Stichwort „Employability als Qualifikationsziel“[2]).
Einige dieser Tools habe ich bereits für das Lehrforschungsprojekt genutzt, andere im Laufe der Reflexion und Überarbeitung angeeignet bzw. entwickelt. Die Tools beziehen sich auf folgende Arbeitsbereiche:
- Ideen entwickeln, wissenschaftliche Fragestellung entwickeln (Brainstorming, Clustern von Ideen, Anlegen von Mindmaps oder Affinity Diagrammen etc., z.B. mit Prezi oder Mindmanager)
- Wissenschaftlichen Hintergrund erarbeiten: Für die Literaturrecherche zur Erarbeitung eines wissenschaftlichen Hintergrundes bietet sich ein kollaboratives Literaturverwaltungsprogramm wie Mendeley an. Eine Anleitung für Mendeley und dessen Nutzung in der Gruppe habe ich als Blogartikel veröffentlicht.
- Forschungsdesign entwickeln: Eine gute Anleitung zur Entwicklung eines Forschungsdesigns stellen Liese und Börzel von der FU Berlin online zur Verfügung.
- Forschungsprojekt planen: Das „Dynamische Konzept empirischer qualitativer Forschungsprozesse“ ist das Tool für genau diese Projektphase.[1]
- Feldphase: Für die Feldphase gilt vor allem eins: Ausprobieren. Zur Begleitung des Forschungsprozesses sollten die Studierenden ein Lerntagebuch führen. Mahara kann hier eine digitale Lösung sein. Darüber hinaus bietet es sich an, FAQ-Listen und Anleitungen bereitzustellen.
- Auswertung/Reflexion
- Präsentation
Diese Toolbox sollte eine Sammlung von Instrumenten sein, welche von der Lehrperson für die Studierenden bereitgestellt wird, damit diese die Methoden und Mittel kennen lernen, um die einzelnen Projektphasen zu bewältigen. ich selbst baue aktuell durch meine Mitarbeit im Projekt „Social Media in Lehr- und Lernszenarien“ meine bisher bestehende Toolbox aus.
Ich freue mich sehr über Fragen und Kommentare!
* Dieser Blogartikel basiert in weiten Teilen auf meiner schriftlichen Ausarbeitung des Vortrags vom 29. Mai 2012 für Modul 3 des Hochschuldidaktischen Zertifikats.
Ein Gedanke zu “Lehrend forschen – Lessons Learned*”