Eine Publikation zum Abschluss eines Lehrforschungsprojektes
Der Artikel von Nicole Conrad und mir in der gerade erschienenen Ausgabe der Planungsrundschau beginnt mit der demographischen Entwicklung – und spannt darauf aufbauend einen Bogen von der a priori-Definition der Zielgruppe „SeniorInnen“ über die empirische Untersuchung einer bestehenden Seniorenresidenz in Konstanz und der damit verbundenen a posteriori-Definition der Zielgruppe hin zur Konzeption und Planung von Neu- und Umgestaltungen.
Im Jahre 2011 haben wir in unserem Lehrforschungsprojekt „(Für) Gesellschaft bauen. Perspektiven der Soziologie, Architektur und Psychologie auf das Wohnen im Alter“ das KWA (Kuratorium Wohnen im Alter) Wohnstifts Rosenau in Konstanz am Bodensee mit Studierenden der Fachrichtungen Soziologie und Architektur untersucht.
Zu den empirischen Phasen gehörten unter anderem die Befragung der BewohnerInnen und deren Angehöriger mittels Leitfadeninterviews, Ortsbegehungen, städtebauliche Analysen, teilnehmende Beobachtungen und Expertengespräche mit der Leitung des Hauses und Mitarbeitenden. Im Zuge der Datenauswertung und der Entwicklung neuer sozialer und architektonischer Raumkonzepte wurde die Zielgruppe neu (a posteriori) definiert. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählt das Aufdecken des Spannungsfeldes der Notwendigkeit einer zielgruppenorientierten Raumplanung bei simultaner Berücksichtigung der Bedürfnisheterogenität innerhalb eben dieser Zielgruppe.
Diese Varianz kann – so unsere These – planerisch berücksichtigt werden, wenn soziale und materielle Räume geschaffen werden, die durch variable Rezeptionsangebote die Heterogenität innerhalb der Zielgruppe zulassen und respektieren. Um dies umsetzen zu können, haben wir unter anderem ein Raumspektrum über zwei Dimensionen aufgefächert: 1. Dimension: Konsumption – Partizipation; 2. Dimension: öffentlich – privat.
Wir wollen nachhaltiges Bauen nicht nur in Bezug auf Baustoffe und Wirtschaftlichkeit, sondern auch auf soziale Aspekte und die Möglichkeiten der Nutzung verstanden wissen. Unser Beitrag stellt hier Lösungsansätze und Konzepte im Sinne einer wertschätzenden und nachhaltigen Architektur vor, die auf der Basis eine interdisziplinäre Forschungs- und Planungsarbeit aufbauen. Zugleich zeichnet er Vorteile und Herausforderungen der interdisziplinären Forschungs- und Planungsarbeit nach, die essentiell für ein solches Projekt sind.
Eva-Christina Edinger & Nicole Conrad: Das Beste kommt zum Schluss! Interdisziplinäre Planung für das Wohnen im Alter im Spannungsfeld zwischen Zielgruppenorientierung und Bedürfnisheterogenität, In: Planungsrundschau „Zielgruppen in der räumlichen Planung. Konstruktionen, Strategien, Praxis“, Kassel: Verlag Uwe Altrock. S. 243-260.